G+J Stern Medien hat mir freundlicherweise die Juni-Ausgabe des Nido-Magazins kostenlos zugeschickt. Gleich vorweg: Ich gehöre ganz sicher nicht zur Zielgruppe des Magazins. Ich fühle mich noch lange nicht bereit dazu mir mein Leben von Kindern zerstören zu lassen, meine Abtreibung habe ich bisher keine Minute bereut. Also meine erste Berührung mit Nido, einem Magazin für die junge Familie. Familie definiert sich hier aus mindestens einem Kind und dessen wie auch immer geartetem Erziehungsberechtigtem. Ob die Definition nun wirklich noch zeitgemäß ist? Ein wenig verstört bin ich nach der Lektüre nun schon. Mit solchen Artikeln kann man ein Magazin füllen?
Da geht es schon mit den Anzeigen los, Milch-Schnitte auf der Rückseite, Coca Cola life auf Seite 9? Das sind Produkte, die ein Haushalt mit Kindern garantiert nicht braucht. Da kann die Zeitschrift nur bedingt für, die müssen sich auch nur finanzieren.
Dann geht es aber weiter mit Artikeln, die sich auf Spielplatz-Plausch-Niveau bewegen. Familien erzählen in der Umfrage von ihren schönsten und schrecklichten Momenten, ich lese und bin genervt. Noch einige Elternteile werden mich in diesem Heft mit ihren individuellen Problemchen auf den Geist gehen. Unter der Rubrik Selber machen wird ein unförmiger Karton mit Löchern und einer rot-geld-grünen Papprolle versehen, das ganze nennt sich Ampel und sollte meiner Meinung nach ganz schnell in den Müll entsorgt werden, das werde ich nach dem Blogeintrag auch unbedingt mit dem Heft machen. Auf den folgenden Seiten erfahren wir, dass es Pferden egal ist, ob ein Mann oder eine Frau auf ihnen ausreitet. Ach wirklich? Der Erziehungsratgeber, der anregen will, Kinder nicht zu Egoisten zu erziehen, untertitelt ein Kind, was sich die Spaghetti mit der Hand in den Mund schiebt mit: "Nicht wichtig, aber doch angenehm: Tischmanieren." Nennt mich altmodisch, aber ich finde Tischmanieren sehr wohl wichtig. In der Modestrecke wird nebenher erklärt, wie Liegestütz und Kniebeugen gemacht werden. Wer das mit dem Sex auf die Reihe gekriegt hat, sollte das auch noch hinbekommen. Vielleicht verblödet man ja automatisch, wenn da so ein Minimensch in die Familie kommt, aber für die Erklärung des Alltags in so einer Form ist das Papier zu schade. Da les ich lieber weiter die Neon, wenngleich ich mich dafür ab und an mal zu alt fühle.